Hanns-Seidel-Platz

Vision für eine gebaute Utopie - Die Neue Mitte Neuperlachs greift bewusst den Idealismus der 70er Jahre auf. Die Stadtkrone, der Platz und die Stadtlandschaft sind zusammen die Vision für das Zentrum eines Stadtteils, der selbst eine gebaute Utopie ist.

Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb

Stadtkrone
Neuperlach ist eine von drei in den 1960er Jahren geplanten „Entlastungsstädten" für München. Es ist zum einen immer noch der „Satellit" im Grünen, mit wenig Veränderungen in den letzten Jahrzehnten, zum anderen aber ein Teil Münchens innerhalb der prosperierenden Metropolregion geworden. Ein Stadtteil mit an sich guter Wohnqualität: gut belichtete Wohnungen, durchgrünte Wohngebiete, in unmittelbarer Nähe und mit Ausblick zu den Bergen.

Doch noch heute, knapp 50 Jahre nach den Anfängen der Planung, bietet sich in zentraler Lage des Stadtteils mit der Brache des Hanns-Seidel-Platzes nur eine leere Mitte. Genau darum bietet dieser Ort - in direkter Nachbarschaft zu isoliert gesetzten, geometrischen Großformen - alle Möglichkeiten für eine spannende Neuprägung.

Der Entwurf einer Art „Stadtkrone" spielt die Freiheiten an diesem zentralen Ort Neuperlachs aus und setzt einen kräftigen Akzent. Ein Ensemble mehrerer Baukörper, deren größte Höhen sich zwischen den Hochpunkten des Wohnrings sowie der beiden Wohnhochhäuser in nordöstlicher Umgebung und den 99m der Frauenkirche einpendeln. Das gestärkte, funktionale Zentrum Neuperlachs artikuliert sich endlich auch volumetrisch und stadträumlich.

Platz
Ausdruck verleiht sich die neue Mitte Neuperlachs auch auf der 0-Ebene. Der Entwurf nimmt den (Markt-)Platz in seine Mitte und schafft endlich einen großzügigen, öffentlichen Platzraum für Neuperlach und seine Bewohner. Dies soll der neue Identifikationspunkt für Neuperlach, ähnlich wie die Münchner Freiheit für Schwabing, werden. Großzügige Zugangsräume verknüpfen den Platz mit dem Vorplatz des „pep", dem Busbahnhof, den U-Bahnausgängen. Der Anschluss an alle umliegenden Straßenzüge wird außerdem gewährleistet.

Der Platz selbst ist Ort des Aufenthalts, Marktplatz und multifunktional bespielbar. Die Sockelnutzungen der umliegenden Baukörper haben ihre Adresse am Platz. Im Stadtraum wird der Platz durch die Hochpunkte der „Stadtkrone" markiert, aus der Fußgängerperspektive zeigt er sich räumlich gefasst durch die Stadtlandschaft und Sockelgebäude des Einzelhandels und des Bürgerzentrums.

Stadtlandschaft
Der Stadtteil Neuperlach weist Defizite und Schwächen vor allem im Bereich des Öffentlichen Grüns auf. Das Gros dieser im Stadtteil reichlich vorhandenen Flächen ist Restgrün, Abstandsgrün und mit Ausnahme der Infrastrukturräume nicht eindeutig definiert.

Die Antwort des Entwurfs ist die Ausbildung einer gestalteten und intensiv nutzbaren Stadtlandschaft. Neben dem Platz und seinen Zuwegen bieten sich dem Nutzer auch Ebenen, Rampen, Flächen auf der Topographie des Sockels. Es gibt keine Dächer im klassischen Sinn. Die öffentlich und privat nutzbaren Flächen werden Teil dieser künstlichen Landschaft und schaffen ein neues Angebot für die Nutzer.

Das Spektrum reicht dabei von besonnten, geneigten Wiesen, Dachgärten, Sitzstufen, einem „Lesegarten" für die Bibliothek des Bürgerzentrums über Gärten und Terrassen für Gastronomie, Kindertagesstätte, Büros und Hotel bis hin zu den gemeinschaftlichen (Spielplatz etc.) und privaten Freiräumen der Wohnungen.

Dabei schafft die Vision auf der Makroebene wie auch auf der Mikroebene das richtige Maß für den Ort. Die Hochbauten streben wie Berge gen Himmel. Zu ihren Füßen liegt die gebaute Topographie der Sockelnutzungen wie Hügel, die sich als erlebbare Landschaft zeigen. Die Platzräume und die 0-Ebene liegen wie ein Talgrund in der Fläche und bieten baumüberstandene wie auch lichte Räume voller Leben an.

Freiraumstruktur
Der zentral gelegene Platz wird von allen vier Seiten auf der Fußgängerebene direkt erschlossen und mit dem umgebenden Stadtraum von Neuperlach verknüpft. Die räumliche Ausformulierung der Verbindungen orientiert sich an der sehr unterschiedlichen Hierarchie der Fußgängerströme rund um das Planungsgebiet und bietet an den besonders frequentierten Stellen Vorplätze an den Straßen an. Über die bespielten Sockelgebäude - die Stadtlandschaft - werden weitere Wegebeziehungen angeboten. Der Platz selbst ist durch seine Größe, seine Geometrie und die Anordnung der ihn umgebenden Gebäude im Tagesverlauf stets zum größten Teil besonnt.

Gerade durch die Disposition der Hochbauten entsteht ein spannender Wechsel unterschiedlicher Lichtsituationen. Durch seine Lage im Inneren ist er vollständig lärmgeschützt. Direkt angrenzend an das Bürgerzentrum können auf der Südseite wie auch auf der Westseite sonnige Terrassen für gastronomische Nutzungen und Aufenthalt angeboten werden.

Eine breite Tribüne aus Sitzstufen bietet Platz, um das bunte Treiben am Marktplatz zu beobachten oder als Zuschauerbereich für eigene Veranstaltungen am offenen städtischen Platz. Nicht nur im südlichen Platzteil spenden Bergahorn und Kiefern Schatten an heißen Sommertagen und vernetzen das neue Zentrum mit dem „alten" Neuperlach. Ein Brunnen („Friedensbrunnen") am Marktplatz erhöht zusätzlich die Luftfeuchtigkeit und verbessert damit das Mikroklima.

Je nach Neigung der Stadtlandschaft gliedern Gräserfelder, Alpenrosen, Latschen oder grüne Fugen in Wänden und Bodenbelägen den Freiraum und schaffen verschiedene Nutzungsbereiche.

Bauherr
  • RREEF Investment GmbH, Eschborn
Projektdaten
  • Projektbearbeitung : 2009
  • Wettbewerb: Ankauf
Projektteam
  • 03 Architekten, München
Jahr
2009
Ort
München

Weitere Projekte

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